Freitag, 19. Januar 2018

Rezension zu Ötsch/Horaczek: Populismus für Anfänger

Horaczek, Nina / Ötsch, Walter (2017), Populismus für Anfänger. Anleitung zur Volksverführung, Westend.

Rezension

Autor: Tobias Heilmann

In dem Buch werden 15 Rechtspopulisten analysiert und deren Verhalten in ein Muster gesetzt. Dabei soll das Ziel sein, dass der Leser Populisten erkennt und auch argumentativ gegen diese vorgehen kann. Das Buch umfasst etwas mehr als 200 Seiten und ist in 6 Kapitel gegliedert.

Im ersten Kapitel „Erfinden sie ihre eigene Welt“ wird das Weltbild von Populisten dargestellt. Dabei wird aufgezeigt, dass Populisten eine zweigeteilte Welt schaffen, in der es nur das Wir und die Anderen gibt. Außerdem werden Intentionen und wesentliche Definitionen zum Populismus deutlich.


Die Kapitel 2-5 lassen sich gut zusammenfassen. Hier werden weitere Muster dargelegt und mit Beispielen der 15 Populisten belegt. Allerdings werden auch oft Fehler anderer Akteure angesprochen, die die Populisten unwissentlich oder unabsichtlich unterstützen.

Das letzte Kapitel „Widerstehen sie den Demagogen“ widmet sich den Gegenstrategien. Inzwischen sollte dem Leser klar geworden sein, was Populismus ist, und es werden viele rhetorische Kniffe gezeigt, um ein Gespräch gegen Populisten vorzubereiten und zu den eigenen Gunsten zu lenken.

Die Intentionen dieses Buches, der Aufbau und der Gedanke dahinter gefällt mir sehr. Doch das Buch hat leider auch einige Schwächen, die ich nun aufzeigen möchte.

Die 15 Akteure, die als Populisten dargestellt werden, sind eigentlich Rechtspopulisten. Das Buch behandelt auch nur den Rechtspopulismus, der Titel ist somit etwas irreführend. Populisten werden in diesem Buch grundsätzlich als schlecht dargestellt und dies nicht anhand ihrer Taten, sondern ganz subtil mit negativen Begrifflichkeiten. Am meisten werden Populisten mit Demagogen und Gurus gleichgesetzt, gerade ersteres wird fast ausschließlich verwendet.

Gerade dieses Schwarz/Weiß-Denken, welches von dem Buch kritisiert wird, wendet es selbst an. Dabei bildet der Leser mit den Autoren das Wir und die Populisten sind die Anderen. Und dies ist nur eines von vielen Mustern, in welches dieses Buch selbst fällt.

Wie bei einem Mantra werden Beispiele über Beispiele gebracht, welche den Kern der Aussage nur verwässern. Das liegt vor allem daran, dass einige Beispiele besonders stark und andere ziemlich schwach sind. Aber es sind nicht nur die Beispiele, einige Muster sind einfach so allgemein, dass man quasi jedem Menschen Populismus vorwerfen kann.

Die rhetorischen Kniffe sind in meinen Augen mehr schlecht als recht. So werden z. B. Vorwürfe als Konterstrategie vorgeschlagen. „Jetzt spielen Sie schon wieder das Opfer, wer soll ihnen das abnehmen?“ (S. 204)

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass dieses Buch mich einfach nicht überzeugen konnte. Eine eigene Konklusion wird einem immer genommen. Und es ist in seinem Aussagekern einfach zu lang, ungenau und reflektionslos.

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